Bedürfnisorientierung-Secret 2, das genervte Mütter zu entspannten Faultierchen macht – Ins und im Wasser tragen
Das Getragenwerden als ein Bedürfnis
In den aktuellen pädagogischen Ratgebern wird das Tragen als ein natürliches Bedürfnis von Babys und Kleinkindern propagiert. Nut wenige Stimmen betrachten dieses Thema differenziert. Denn manche Kinder mögen es viel getragen zu werden und andere überhaupt nicht oder selten.
Das Getragenwerden ins Wasser und im Wasser kann äußerlich bei unterschiedlichen Familien sehr ähnlich aussehen, doch die Motive und die Gefühle können unterschiedlicher nicht sein.
Tragen als didaktisches Mittel
Sobald es ins tiefe Wasser ging, hab ich sie auf Armen getragen und festgehalten oder bin rausgeschwommen und sie hängte sich bei mir hinten auf dem Rücken fest ein.
Das häufigste Motiv von Eltern ist das Gewöhnen an das Wasser und am Meer die Wellen. Viele gehen davon aus, dass sich ihre Kinder früher und mehr selbständig ins Wasser trauen, wenn sie vorher auf dem sicheren Arm der Eltern diese Erfahrung gemacht haben.
Bei diesem Motiv wird das Tragen im Wasser zu einem didaktischen Mittel: Es geht um das Gewöhnen an das Wasser, damit das Kind schneller und früher schwimmen lernt.
Überprüfe bitte nun, dein eigenes Motiv für das Tragen deines Kindes im Wasser. Ist es didaktisch, machst du es vorwiegend, um deinem Kind das Schwimmen lernen zu ‚erleichtern‘, dann frage dich, warum du nicht deinem Kind den Raum und die Zeit geben kannst, damit es selbständig ins Wasser geht. Und zwar genau dann, wenn es emotional bereit ist.
Um es kurz zu fassen: Im stehtiefen Wasser haben Kinder alles, was sie brauchen. Sie können jederzeit für sich gut sorgen – es sei, dass sie das Gleichgewicht verlieren, weil sie sich verschätzt haben. Im tiefen Wasser sind sie vollständig ausgeliefert. Ich empfehle dir mit deinem Kind dort zu bleiben, wo es in Kontakt zum Boden gehen kann.
Tragen als Pause/Auftanken/Bindung
Einen ganz anderen Charakter hat das Tragen im Wasser als Pause/Auftanken/Bindung. Hier bist du mit deinem Kind frei von Lernzielen. Du hast vollständig die Verantwortung für seine Sicherheit. Du passt penibel auf, dass der Kopf immer über dem Wasser bleibt. du bist präsent und wenn du spürst, dass dein Kind Zeichen von Überforderung senden, verlässt du sofort das Wasser. Du folgst den Bedürfnissen deines Kindes.
Dieser Modus ist wunderschön. Probiere es gerne mit deinem Partner aus. Lass dich von ihm durch das Wasser tragen 🙂
Tragen aus ‚Verzweiflung‘
Ein weiterer Modus des Tragens entsteht aus dem Zustand von ‚Ideenlosigkeit‘: Ich weiß gerade nicht, was ich sonst mit meinem Kind machen kann, was ich ihm anbieten kann, also trage ich es im Wasser. Es könnte auch eine Flucht aus der Langeweile sein.
Überprüfe auch diesen Modus. Langweilt sich dein Kind wirklich oder ist es dir zu langweilig. Das Tragen des Kindes könnte dann eine angenehme Abwechslung sein. Allerdings vor allem für dich.
Mama, trage mich im Wasser!
Mein Kind möchte von mir ins tiefe Wasser getragen werden (ist das ok?), dort halte ich es dann und lasse es das Wasser erfahren.
Wenn dein Kind nach dem Tragen im Wasser verlangt, kann es sehr viele Gründe haben.
Manche Kinder brauchen gerade wirklich eine Pause und Körperkontakt. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sie sich tragend im Wasser entspannen können, dass ihre Eltern mit voller Aufmerksamkeit bei ihnen sind. Das ist wundervoll!
Manche Kinder ‚langweilen‘ sich. Ihre Eltern haben ihnen ‚beigebracht‘, dass das Tragen ein Ausweg aus der ‚Langeweile‘ ist. Wenn sie in ihrem freien Spiel am Rand oder im stehtiefen Wasser nicht ‚weiterkommen‘, verlangen sie im tiefen Wasser getragen zu werden.
Manche Kinder haben sich an das Tragen im Wasser schlicht gewöhnt. Es ist für sie ein Programmpunkt, wie jeder andere auch. Es bietet eine Sicherheit im gesamten Ablauf.
Es ist nicht immer einfach, herauszufinden, warum der Ruf nach dem Tragen eines Kindes für dich als Mama oder Papa zu einer Herausforderung oder sogar einem Problem wird. Es gibt jedoch eine sehr gute Neuigkeit: Du solltest jetzt gnadenlos ehrlich herausfinden, was du in diesen Situationen über dein Kind denkst, was du dir wünschst und was du von ihm erwartest.
Aufgaben
- Fülle nun das Arbeitsblatt von Byron Katie aus. Mache es bitte für dich alleine – ohne deinen Partner. Je ehrlicher du bist, desto schneller wirst du eine Transformation erleben. Nach der Spiegeltheorie (Spielgelneuronen) spiegelt dein Kind bloß dich selbst. Es kooperiert, jedoch nicht als das Folgen von Anweisungen.
-> zum Arbeitsblatt von Byron Katie
Hier findest du eine Liste mit Gefühlen und Reaktionen. Sie unterstütz dich dabei, das Arbeitsblatt auszufüllen.
2. Untersuche nun Satz für Satz dein Arbeitsblatt. Nutze dafür diese Anleitung.
Für VIP- und Diamantmitglieder: Wenn du bereit bist, kannst du mir das Arbeitsblatt oder eine Aussage zuschicken. Ich werde dir in der Gruppe eine Rückmeldung geben. Diamant: Schicke mir das ausgefüllte Arbeitsblatt vor dem Coaching zu, falls du bei der Untersuchung Unterstützung brauchst.
Beispiel:
Ich bin wegen Mila genervt, weil sie sich im Wasser tragen lässt. Ich will, dass sie selbständig wird und dass sie sich mehr im Wasser traut. Sie sollte mich nicht mehr mit ihren Forderungen nach dem Tragen nerven. Ich brauche von Mila meine Freiräume. Sie soll mehr selbständig ins Spiel im stehtiefen Wasser kommen. Sie soll sehen, dass ich doch da bin.
Ich will nie wieder erleben, dass ich so in der Öffentlichkeit von Mila genervt bin.
Wir untersuchen nun die erste Aussage – Ich bin wegen Mila genervt, weil sie sich im Wasser tragen lässt.:
Ist das wahr? – Ja!
Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? – Ja!
Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
Welche Gefühle tauchen auf, wenn du diesen Gedanken glaubst? – Mir ist es unangenehm, dass ich von meiner Tochter genervt bin. Ich fühle mich hilflos, weil ich nicht weiß, warum sie so oft danach verlangt. Ich bin verzweifelt, weil ich mir so viel Gedanken mache, aber einfach nicht weiterkomme. Manchmal stresst es mich, wenn sie so vehement etwas von mir will.
Welche Bilder aus der Vergangenheit und der Zukunft siehst du, wenn du diesen Gedanken glaubst? – Ich habe Angst, dass das nie aufhört, so dass sie so fordernd bleibt und niemals selbständig ins tiefe Wasser gehen wird. Ich habe Angst, dass sie sich immer mehr von mir abhängig macht.
Wie behandelst du dich und andere Menschen, wenn du diesen Gedanken glaubst? – Ich setze mich und Mila unter Druck. Das soll einfach aufhören. Sie soll einfach friedlich im Wasser spielen. Ich habe demnach an Mila große Erwartungen: Sei selbständig, spiel!
Wer wärst du ohne den Gedanken? Wer oder was bist du ohne den Gedanken? – Ich bin eine liebevolle, friedliche, gelassene Mama. Ich spüre mich selbst und mein Kind im Hier und Jetzt. Ich bin frei von Erwartungen an mich selbst und an Mila. Ich nehme ihre Forderung zunächst an und spüre, ob ich überhaupt bereit bin sie im Wasser herumzutragen. Ich weiß, wie ich liebevoll nein sagen kann, so dass Milas Integrität gewahrt bleibt (Jesper Juul – Nein aus Liebe). Ich bin authentisch. Ich kann vielleicht gerade nicht etwas tun, um Mila in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen, aber ich kann authentisch Ja und Nein sagen (Juul: Elterncoaching – gelassen erziehen).
Kehre den Gedanken um: Mila ist wegen mir genervt, weil sie sich im Wasser tragen lässt.
Schließe die Augen, atme tief durch. Inwiefern ist diese Aussage auch wahr?
Kehre den Gedanken um: Ich bin wegen Mila nicht genervt, weil sie sich im Wasser tragen lässt.
Schließe die Augen, atme tief durch. Inwiefern ist diese Aussage auch wahr?
Kehre den Gedanken um: Mila lässt sich im Wasser nicht tragen.
Schließe die Augen, atme tief durch. Inwiefern ist diese Aussage auch wahr?
So kannst du Aussage für Aussage untersuchen. Diese Arbeit braucht viel Zeit. Natürlich ist es einfacher, wenn uns jemand dabei führt. Wir müssen dabei nicht zwischen der Rolle des Fragenden und der des Antwortenden wechseln. Du kannst schauen, wie weit du selbständig kommst und inwiefern dir diese Arbeit eine neue Perspektive eröffnet.